Von Glückstadt nach Elmshorn

Tag 4 der Elbwanderung

Heute bin ich zwar nicht ganz früh, aber doch flott losgelaufen. Ehrlich gesagt, ich habe mich in dem Hotel nicht wohlgefühlt, obwohl alles sehr hübsch war. Ich habe schnell gefrühstückt und Glückstadt auf dem schnellsten Weg in Richtung Elmshorn verlassen. Eigentlich wollte ich einen Weg näher an der Elbe wandern. Aber heute sind mein linker Fuß und mein rechtes Knie, wenn ich es nicht durcheinander bringe, doch etwas malade und brauchen immer mal wieder eine Pause. So wähle ich also die Route nach Nordosten, die mich relativ schnell ans Ziel bringen soll. Mein Wanderziel ist heute, am letzten der ersten vier Wandertage, der Bahnhof von Elmshorn. Von dort geht es dann mit dem Zug nach Hamburg.

Nimm die Bänke, wie sie kommen …

So geht’s nun über Land, also auf Straßen, auf denen fast nie ein Auto fährt, wo aber immer wieder einzelne Gehöfte stehen, in Richtung Elmshorn. Hier ist es wirklich sehr schön, auch wenn es manchmal recht ländlich duftet. Von einem Feld aus werde ich intensiv von einem Reh beäugt. Es weiß vermutlich, dass es im Zweifel schneller läuft als ich. Mein wichtigstes Learning in dieser bezaubernden Landschaft ist heute: Nimm die Bänke wie sie kommen. Allzu viele findet man in dieser auch für Schleswig Holstein vermutlich recht ruhigen Ecke nämlich nicht. Dafür entdecke ich ein Mini-Lädchen am Wegesrand, in dem ein Dundee Cake, ein selbstgebackener schottischer Früchtekuchen angeboten wird. Bio und 2,50 Euro das Stück. Das passt natürlich noch in meinen Rucksack. Allzu weit werde ich es nicht tragen. Bis zur nächsten Bank, um genau zu sein. Es war ein Genuss!

Kurze Intervalle

Ich laufe heute eher kurze Intervalle, mache regelmäßig Pause, um Fuß und Knie nicht zu stark zu belasten. Nach gut elf Kilometern mache ich schon meine dritte Pause und werde wieder ein paar Maschen stricken. Das ist immer sehr entspannend. Der Fuß darf sich – außerhalb des Stiefels – ein wenig entspannen und ich habe manchmal das Gefühl, dass die wenigen vorbeifahrenden Autofahrer mein Socken-stricken-Fuß-massieren-Idyll recht interessant, wenn nicht gar merkwürdig finden. Wenn ich so weiter mache mit den Pausen, werde ich noch vor Elmshorn ein neues Paar Socken anfangen müssen. Na gut, wenn das so sein soll, tue ich auch das. Wie gesagt, das Learning ist: Nimm die Bänke, wie sie kommen! Man weiß nie, was das Leben nach der Bank bietet.

Wieder Schafe und ein Strickzeug

In Neuendorf/Moorhusen habe ich eine ganz besonders zauberhafte Bank mit der Aufschrift „Schäferstündchen mit Moorblick“ gefunden. Das finde ich wirklich nett von diesen Menschen, die hier eine Schafszucht betreiben. Neben mir ist deren Hofladen im Kleinformat, das finde ich sehr idyllisch. Ich würde hier zu gerne einkaufen, aber ich möchte leider nicht mehr tragen als unbedingt nötig. Es ist zu schade. Oben am Baum hängt ein Hinweisschild, dass hier Schafe die Straßenseite wechseln oder gleich auf der Straße gehen. So stelle ich mir das mit den Elch-Schildern in Skandinavien vor.

Freundlich sind im Kreis Elmshorn schon die Kleinsten

Gerade kam hier noch jemand im Ostfriesennerz in einem lustigen Fahrzeug auf den Hof gedüst und grüßte freundlich. Vermutlich war es ein Quad, ich kann das leider nicht unterscheiden. Das ist echt nett hier, die Leute grüßen einen. Sogar die Kinder lernen das und haben auch für Wildfremde ein fröhliches Hallo übrig. Sehr nett!

Weite Felder

Ich liebe diese weite, herbe Landschaft, von der man sagt, dass man hier Besucher schon Stunden vor ihrer Ankunft kommen sieht. Das Grün und das Blau sind heute so frisch und klar. Sogar der Regenguss, in dessen Genuss ich heute endlich komme, wenn auch nur kurz, ist einfach nur erfrischend. Vor allem kündigt er sich mit einem prachtvollen und riesigen Regenbogen an, den ich nicht komplett aufs Foto bekomme. Zu den Höfen führen hier oft lange Alleen. Gerade Kopfweiden oder Pappeln gefallen mir sehr. Die Pappeln, um genau zu sein die Pyramidenpappeln, soll übrigens Napoleon Bonaparte in unsere Gefilde gebracht haben. Sie wachsen schnell, boten als Alleebäume an den Heerstraßen den Soldaten daher bald Schatten und gaben ihnen in verschneiter Winterlandschaft, wenn man die Wege nicht sah, gute Orientierung in der Landschaft.

Die Elbesocken für meinen kleinen Enkel …

Enkelsocken in Elmshorn
Nun sind sie Nahe Elmshorn fertig

… sind auch noch fertig geworden. Es sind die ersten Elbesocken, die komplett am Elbstrom gestrickt wurden. Ich habe Bilder von grünen Wiesen, herrlichen Nebelbänken, Gespräche mit Deichschafen und Fußmassagen mit hinein gestrickt. Und meine Freude, dass ich einfach losgelaufen bin und meine Elbwanderung begonnen habe. Ich habe viele Menschen getroffen, mich mit einigen von ihnen nett unterhalten, ganz viel Landschaft genossen und die herrliche Luft des Nordens.

Als ich in Elmshorn ankomme, gönne ich mir, was ich mindestens seit anderthalb Jahren nicht mehr gegessen habe: Pommes rot-weiß. Ich sag‘ euch, das war gut! Am Ende der vier Tage habe ich über 106 Kilometer unter den Sohlen meiner Wanderstiefel gehabt, da sind diese zugegebenermaßen nicht sonderlich gesunden Kalorien schon mal erlaubt. Ich schon stolz darauf, das geschafft zu haben – mit Rucksack. Und mit Laptop. Es ist eine tolle Erfahrung, was alles möglich ist, wenn man sich erst einmal entschieden hat, es zu tun. Aber jetzt geht es mit der Bahn nach Hamburg. Muttis Paprika-Eintopf wartet!

Übrigens: Über Empfehlungen für die Strecke von Elmsholm nach Schulau würde ich mich freuen, denn dort wird die nächste Etappe meiner Elbewanderung wieder starten. Danach geht es durch Hamburg. Eben immer an der Elbe längs.

Natürlich freue ich mich auch über weitere Anmerkungen oder sogar eure eigenen Erfahrungsberichte. Nutzt gern die Kommentarbox unter meinen Berichten. Ich freu mich sehr darüber!

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